Sparbuch zur Geburt – wirklich eine gute Geldanlage?

Nicht selten bekomme ich diese Frage auch über Instagram oder Mails gestellt: „Welches Sparbuch zur Geburt würdest du denn empfehlen?“. Da ich dann erstmal tief einatme und nachdenke, wie ich die recht lange Antwort dann doch kurz verpacke, dachte ich, schreibe ich doch mal darüber.

Hier also die Antwort für all jene, die wirklich verstehen wollen, warum Sparbücher zur Geburt nicht immer die smarteste Geldanlage fürs Kind ist. ..und welche guten Alternativen es gibt.

Sparbuch, Bausparvertrag, Ausbildungsversicherung …???

Die Auswahl an Sparprodukten für Babys und Kinder bzw. Sparbüchern zur Geburt, Versicherungen und Geldanlagen für Kinder ist enorm. Für manchen so erschlagend, dass er sich schon aus Gründen der Einfachheit für das Sparbuch entscheidet. Kann ich irgendwie nachvollziehen. Dennoch darf das besser nicht der Grund sein, sich für oder gegen eine Geldanlage zu entscheiden. Was es mit den einzelnen Produkten (Sparbuch, Bausparvertrag & Co.) auf sich hat, erfährst du weiter unten. Widmen wir uns vorher kurz generell dem Thema Zinsen:

Das Problem mit den Niedrigzinsen

Wir leben nunmal nicht mehr in den 90ern (oder 80ern). In dieser schönen alten Zeit, in der es noch enorme Zinsen auf simple Sparbücher gab. 3%, 4%, 5% pro Jahr – davon träumt man heute selbst bei einem Festgeldkonto.

Was teils so niedlich als Niedrigzinsphase beschrieben wird, ist mittlerweile eher eine Niedrigzinsdauerzustand. Auf sicher angelegte Finanzprodukte gibt es kaum Zinsen. Punkt.

Seit der Weltfinanzkrise / Weltwirtschaftskrise im Jahr 2007/2008 ging es mit den Zinsen für Normalo-Anleger steil bergab. Warum? Weil die Notenbanken ihrer Aufgabe nachkommen, die Wirtschaft mittels Zinsgestaltung zu beeinflussen. Entweder senken sie den Leitzins, um die Konjunktur anzukurbeln oder erhöhen den Zins, um einer Überhitzung entgegenzuwirken. Vereinfacht ausgedrückt.

Fakt ist, mit den derzeitigen Mini-Zinsen ist Vermögensaufbau kaum möglich. Nach Abzug der Inflation gucken die meisten sogar sehr tief in die Röhre – so auch oft bei einem Sparbuch zur Geburt eines Kindes.

Welche Alternativen gibt es zum Sparbuch zur Geburt?

Wenn das Sparbuch zur Geburt also nur eine komfortable Sache und geldanlagetechnisch eher keine gute Idee ist, welche Alternativen gibt es dann?

Dazu muss der Fokus der Geldanlage klar sein: Will ich gnur ein paar Euro einmalig anlegen oder will ich regelmäßig ab der Geburt des Kindes sparen? Wofür soll die Geldanlage gedacht sein? Und wann soll das Kind auf das Geld zugreifen können?

Was kommt da überhaupt in Frage? Tagesgeld? Nein. Ähnlich mickrige Zinsen. Festgeld? Auch nicht. Die Zinsen sind marginal höher als beim Tagesgeld und noch dazu ist das Geld über einige Jahre gebundenr.

Was dann? Ausbildungsversicherung? Bausparvertrag? Lebensversicherung? Oder doch ein Depot fürs Kind?

Hierzu ein paar kurze Worte dazu.

Ausbildungsversicherung, Lebensversicherung & Bausparvertrag

Als ich das erste Mal von einer Ausbildungsversicherung fürs Kind hörte, dachte ich „Oh, da kann man was versichern?“. Es stellte sich heraus, dass die Sache dezent irreführend ist. Denn eine Ausbildungsversicherung ist schlichtweg eine Kombi aus Kapitallebensversicherung und Risikolebensversicherung.

Das Ganze nennt sich Ausbildungsversicherung, weil sich das Ende der Versicherung am Beginn der Ausbildung oder des Studiums des Kindes orientiert. Aha. Es geht also grundsätzlich darum, finanzielle Folgen durch den Tod der Eltern abzusichern und zeitgleich etwas Vermögen über die Kapitallebensversicherung zu bilden. Von solchen Kombinations-Produkten halte ich nicht viel und nicht zuletzt raten auch viele unabhängige Versicherungsexperten von solchen Ausbildungsversicherungen ab, da es deutlich attraktivere Geldanlagen für Kinder gibt.

Auch die klassische Lebensversicherung ist leider nicht mehr das, was sie mal war. Auch wenn die Lebensversicherung eine immer noch häufig gewählte Alternative zum Sparbuch zur Geburt ist. Unsere Eltern und Großeltern haben bereits ihr Vertrauen in die Lebensversicherung gelegt, also tun wir das auch.

Hier sind wir aber wieder beim Thema Niedrigzins. Welche Verzinsung wird da heute noch garantiert? Meisten unter 1,00 % p.a.. Attraktiv ist anders. Früher (also bis Anfang der 2000er) gab es da noch bis zu 4% p.a. zu holen. Alles Geschichte.

Und da wäre noch der Bausparvertrag als Option zum Sparbuch zur Geburt. Auch den guten alten Bausparvertrag kennen wir noch von unseren Eltern und Großeltern. Doch der Bausparvertrag steht nicht erst seit gestern in der Kritik. Von Banken zwar heute noch gern angepriesen („Wer weiß, ob dein Kind mal bauen möchte…“), ist es auf der anderen Seite so, dass die gleichen Banken reihenweise Altverträge mit guten Bonuszinsen kündigen (wollen), weil sie den Instituten teuer zu stehen kommen. Spricht das für eine gute Geldanlage? Ich habe da meine Zweifel.

Was also tun, wenn diese Produkte als Geldanlage eher unattraktiv sind?

Meine Wahl: Der ETF-Sparplan statt Sparbuch zur Geburt

Meine Wahl fiel relativ schnell auf eine Kombination aus einem verzinsten Kinderkonto und einem ETF-Sparplan bzw. sind es mittlerweile mehrere. Die Sache mit dem verzinsten Kinderkonto geschah eher zufällig, weil unsere Bank vor Ort ein tatsächlich gutes Angebot für ein Kindersparbuch/Kinderkonto mit 3% p.a. auf bis zu 1.000 Euro gewährte. Das kann sich in heutigen Zeiten schon sehen lassen. Allerdings lassen wir dort auch nie mehr als 1.000 Euro liegen. Die sind maximal für größere Anschaffung fürs Kind gedacht. Alles andere fließt weiter ins Kinderdepot.

Unsere Wahl fiel hierbei übrigens auf das Consorsbank Junior Depot*, das ich nur wärmstens empfehlen kann.

Und was passiert dort mit dem Geld? Dort wird es automatisch Monat für Monat in verschiedene ETF-Sparpläne angelegt. Der Großteil landet ganz simpel in einem ETF auf den MSCI World. Hinzu kamen noch zwei kleinere Sparpläne auf ETFs mit anderen Schwerpunkten.

Alle paar Monate werfen wir einen Blick auf Performance und Gewichtung, ändern vielleicht das ein oder andere. Das war es auch schon.

Ob ich Angst habe, das ganze Geld könnte verloren gehen? Nein!

  1. Soll unser Kind sowieso frühestens mit 18 über das Geld verfügen können. Bis dahin geht noch eine Menge Zeit ins Land. Sicher wird es bis dahin auch noch einen Crash geben. Aber ich vertraue hier auf die marktüblichen Zyklen und historische Statistik. Und selbst wenn ein Crash kurz vorm 18. Geburtstag eintreffen sollte – na dann wartet man eben noch ein wenig länger bis sich der Markt erholt hat.
  2. Sind wir mit den ETF-Sparplänen viel flexibler aufgestellt. Wenn wir wollten, könnten wir die Beträge monatlich erhöhen, verringern oder pausieren. Und sollte es wirklich notwendig sein, könnten wir jederzeit Anteile entnehmen.
  3. Die Kosten sind im Vergleich zu anderen Optionen schon fast lächerlich gering.

Die Alternative ist, Versicherungsprodukte oder Geldanlagen zu nutzen, die im Vergleich deutlich mehr kosten und extrem niedrige Zinsen zu bieten haben. Selbstverständlich nimmt man ein anderes Risiko in Kauf als bei einem Festgeldkonto. Für mich ist das aber überschaubar und in Ordnung.

Sag´s Familie und Freunden

Mittlerweile wissen auch Familien und Freunde Bescheid und steht mal wieder ein Geburtstag, Weihnachten oder ein anderes Fest an, dann wissen alle: Statt Geschenküberfluss freut sich unser Kind immer über eine Zugabe zum Depot. Okay, vielleicht nicht heute, aber in 15 bis 20 Jahren wird die Freude groß sein. 🙂

Also, sofern so eine Geldanlage fürs Kind existiert: teilt es Freunden & Familie mit!

Wer kommt wie oder wann an das Geld?

Wir haben lange gegrübelt, ob es für uns tragbar wäre, dass Mini schon mit 18 Jahren eigenständig über das Geld im Kinderdepot verfügen kann. Da grübeln vermutlich einige Eltern. Wir wollen unser Kind selbstverständlich darauf vorbereiten, mit dem Depot umgehen zu können. Kleine Rest-Zweifel bleiben dennoch, klar. Ich bin nicht mal sicher, ob ich mit 18 „vernünftig“ damit umgegangen wäre.

Bis Mini 18 ist, wird sie nicht eigenständig über das Kinderdepot verfügen können, sondern nur in Absprache mit uns als Eltern. Das ist auch ganz gut so 😉 . Mittlerweile haben wir einen Mittelweg gefunden, indem wir einen Teil der Sparbeträge über unser Depot in ETF-Sparpläne fürs Kind laufen lassen. Der andere Teil landet, nach wie vor, im Kinderdepot. Man kann ja grob überschlagen, was dabei in 10, 15 oder 20 Jahren herauskommen kann und von welchen Summen man dann spricht. Für uns ist das der Weg, bei dem das Bauchgefühl stimmt.

Nicht zuletzt ist es ja (zumindest derzeit) auch so, dass es beispielsweise im Hinblick auf das BAföG Einschränkungen gibt. Heißt, übersteigt das Vermögen des Kindes einen Betrag von derzeit 8.200 Euro, so hat es keinen Anspruch auf Förderung durch das BAföG. Keine Ahnung, wie das in >10 Jahren aussieht, man sollte das aber für die Planung im Hinterkopf behalten.

Empfehlenswerte Depots & Robo Advisor für Kinder

Zum Schluss noch ein kurzer Tipp. Möchtest du (aus welchen Gründen auch immer) nicht eigenständig ETFs für dein Kind auswählen, aber dennoch in jene ETFs anlegen, kannst du auch einen sogenannten Robo Advisor dafür nutzen. Das sind Anbieter, die das Geld automatisiert je nach Risikoprofil für dich in ETFs anlegen.

Eine Liste mit empfehlenswerten Robo Advisor-Angeboten für Kinder findest du hier. Unten in der Tabelle habe ich dir einige gute Depots für Kinder und Robo Advisor für Kinder zusammengestellt.

Du hast Fragen, Tipps oder andere Ideen? Immer her damit!