
Verliebt, verlobt, Gemeinschaftskonto ;-). So oder so ähnlich sieht es bei vielen Paaren aus, die allmählich Richtung “Hafen der Ehe” schippern, einen gemeinsamen Haushalt führen oder bei denen sich Kinder ankündigen. Fakt ist, teilt ihr euch einen gemeinsamen Alltag, entstehen eben auch gemeinsame Ausgaben.
Ganz typisch ist, wenn diese Kosten nach dem Prinzip “Mal-zahlst-du-mal-zahl-ich” aufgeteilt werden. Langfristig und vor allem mit einem gemeinsamen Haushalt und Kindern kann das jedoch zu Unübersichtlichkeit und Unfairness in Sachen Finanzen führen.
Mit einem Gemeinschaftskonto sorgt ihr quasi im Handumdrehen für einen deutlich besseren Überblick eurer gemeinsamen Finanzen. Aber nicht nur das. Ihr ermöglich euch auch partnerschaftliche Fairness.
Die besten Gemeinschaftskonten
Gemeinschaftskonten bekommst du heute bei so ziemlich jeder Bank. Im Grunde ist das ja nur ein Girokonto mit 2 Kontoinhabern, die jeweils Zugriff auf das Konto haben und auch im Besitz eigener ec-Karten oder Kreditkarten für jenes Gemeinschaftskonto sind.
Jedoch ist es nicht ratsam, nur irgendein x-beliebiges der vielen Gemeinschaftskonten zu nutzen, da es doch einige Unterschiede in den Funktionen und den Gebühren gibt. Diese Kosten können sich aufs Jahr stark summieren. Andererseits können fehlende Funktionen die Sache für euch im Alltag umständlich machen.
Dazu haben wir uns die Gemeinschaftskonten bekannter deutscher Banken mit den attraktivsten Konditionen angesehen und diese für dich im Vergleich oben zusammengestellt.
Gemeinschaftskonten – Vorteile und Nachteile
Ich bin ein Fan, gut organisierter und strukturierter Finanzen. Da ist es wahrscheinlich nicht schwer zu erraten, dass ich in einem Gemeinschaftskonto fast nur Vorteile sehe.
Eure Einnahmen und Ausgaben als Paar und Familie sind so viel besser und leichter zu überschauen. Ich kenne das selbst und weiß, dass in der Zeit bevor wir ein gemeinsames Konto hatten, der Überblick im Grunde gleich null war. Auch wenn man immer meint, dass man diesen Überblick trotzdem hätte. Und so würde ich auch darauf wetten, dass ihr eure gemeinsamen Einnahmen und Ausgaben ohne gemeinsames Konto und ohne gemeinsame Finanzstruktur nur schwer “Pi mal Daumen” richtig einschätzen könnt.
Was du dabei nie vergessen darfst: bei einem Gemeinschaftskonto und einem gemeinsamen Finanzplan geht es nicht darum, den anderen Partner zu kontrollieren. Ebenso wenig geht es darum, sich nun für bestimmte Ausgaben rechtfertigen zu müssen.
Es geht einzig darum, dass ihr eure gemeinsamen Finanzen deutlich besser organisiert und so aufstellt, dass ihr sie gut überblicken könnt.
Das wird euch helfen, um gemeinsame finanzielle Ziel zu erreichen– vom Eigenheim bis hin zur Weltreise oder der gemeinsamen Rente mit 50. Was auch immer euch da vorschwebt.
Wie das genau funktioniert und wie ihr gemeinsame finanzielle Ziele mit Hilfe einer simplen Struktur erreichen könnt, dieser Frage habe ich mich in meinem Buch „Familien Finanz Kompass“ gewidmet. Darin nehme ich dich an die Hand und zeige dir, wie ihr eure Familienfinanzen einfach strukturieren und neu ausrichten könnt. Kostenlos zum Buch gibt es noch passende Excel-Vorlagen und Arbeitsblätter, um eure Finanzen super easy anhand meiner Struktur zu organisieren.
Kommen wir zu den möglichen Nachteilen der Gemeinschaftskonten.
Nachteile sehe ich einzig und allein darin, dass ihr möglicherweise nicht genau besprecht, was ihr damit erreichen wollt und es keine klaren Absprachen gibt, welche Zahlungen von wem auf dieses Konto kommen und welche Ausgaben davon bezahlt werden.
Also ganz wichtig: Sprecht miteinander und findet euren individuellen Weg!
Vorteile
✅ faire Struktur eurer Familienfinanzen
✅ gleichberechtigte Aufteilung möglich
✅. gemeinsames Sparen einfacher
✅ gemeinsamer Vermögensaufbau einfacher
✅ Überblick über Familienausgaben deutlich besser
Nachteile
❌ keine, außer ihr besprecht nicht, wie ihr das Gemeinschaftskonto konkret nutzen wollt
Gemeinschaftskonto und 3-Konten-Modell
Habt ihr noch keine konkrete Vorstellung, wie ihr das Gemeinschaftskonto am besten organisieren könnt, wer welche Beträge einzahlt und welche Ausgaben ihr davon zahlt, dann empfehle ich dir einen Blick in meinen Artikel zum 3-Konten-Modell . Wenn du dir aber eh schon die Mühe machst, dich mit euren Finanzen zu beschäftigen, schnapp dir gleich mein Buch „Familien Finanz Kompass“ und erarbeite dir damit direkt eine neue und passende Struktur eurer Finanzen und finanziellen Ziele.
In 3 Schritten zum Gemeinschaftskonto
Ein Gemeinschaftskonto ist leichter eröffnet als viele denken. Die größte Hürde ist man meist selbst. Man muss sich aufraffen, es endlich mal anpacken. Aber diesen Schritt hast du ja bereits getan, sonst wärst du nicht hier 😉
Schritt 1: Ihr sucht euch also eine Gemeinschaftskonto aus, das euren Vorstellungen und Konditionen entspricht (siehe Vergleich oben).
Schritt 2: Ihr durchlauft den Online-Antragsprozess bei der Bank eurer Wahl.
Schritt 3: Bei Banken wie der comdirect ist die Vorgehensweise ganz einfach. Ihr durchlaufen den Online-Anmeldeprozess, bestätigt eure Identität per VideoIdent und erhaltet wenige Tage später alle Anmeldedaten, Kontodaten und Kontokarten. Das gemeinsame Konto ist eröffnet! Bei anderen Banken müsst ihr eventuell noch ein PostIdent ausfüllen. Aber auch das ist kein großer Aufwand. Es ist also wirklich super einfach.
Ein Gemeinschaftskonto eröffnen – darauf solltet ihr achten
Nicht nur bei euren einzelnen Girokonten, auch bei eurem gemeinsamen Konto solltet ihr auf ein paar Dinge achten, die wichtig sind. Nicht alle Faktoren sind für jeden gleich wichtig. Hier findest du ein paar Rahmenbedingungen, die du jedoch im Auge behalten solltest und die darüber entscheiden, ob ein bestimmtes Gemeinschaftskonto für euch als gemeinsames Konto in Frage kommt oder nicht.
Kontoführungsgebühren und weitere Kosten
Bei vielen Online- und Direktbanken bekommt ihr ein Gemeinschaftskonten bereits zum Nulltarif – sogar mit VISA-Karte oder VISA Debitkarte (wie bspw. bei der comdirect). Auch Filialbanken können attraktive Angebote liefern, wenn man Wert darauf legt, eine Filiale vor Ort zu haben.
Sofern es keine enorm wichtigen Argumente für euch gibt, ein gebührenpflichtiges Gemeinschaftskonto zu wählen, rate ich immer, sich nach einem kostenlosen Gemeinschaftskonto umzusehen. Im obigen Vergleich siehst du, dass es diese kostenlosen Gemeinschaftskonten mit guten Funktionen UND gutem Service gibt.
Kontoinhaber:innen & Kontomodell
Üblicherweise handelt es sich bei einem gemeinsamen Konto bzw. Gemeinschaftskonto um ein sogenanntes ODER-Konto. Das bedeutet, beide Kontoinhaber:innen können frei über das Konto verfügen, Überweisungen oder Daueraufträge einrichten oder mit der EC-Karte oder Kreditkarte zahlen. Dazu braucht man nie die Zustimmung des anderen Partners.
Bei einem UND-Konto ist das etwas anders geregelt. Dabei müssen beide Kontoinhaber:innen jeder Transaktion zustimmen bzw. unterschreiben. Dieses Kontomodell würde die Nutzung des Gemeinschaftskontos im Alltag sehr stark verkomplizieren. Diese Konten gibt es zwar eher selten, aber es gibt sie. Genutzt werden sie eher in Organisationen und Unternehmen, um Missbrauch zu vermeiden. Es ist aber auch denkbar, so ein UND-Konto für die Ausgaben einer Wohngemeinschaft zu nutzen.
Karten für Gemeinschaftskonten
Wo es zwei Inhaber für ein Konto gibt, sollten auch mindestens 2 Girokarten und/oder Kreditkarten vorhanden sein. Andernfalls nimmt man sich eine ganze Menge Flexibilität. Stell dir vor, du gehst einkaufen, aber dein:e Partner:in hat die ec-Karte. Blöd gelaufen.
Bei den meisten Gemeinschaftskonten gehört es glücklicherweise zum Standard, dass je zwei ec-Karten und ggf. zusätzliche Kreditkarten ausgegeben werden. Achte dennoch darauf, ob das auch auf euer Wunschkonto zutrifft und ob dies eventuell mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.
Zwei Girokarten sind für mich absolutes Muss. Was Kreditkarten betrifft, solltet ihr abwägen, ob ihr die überhaupt braucht bzw. regelmäßig nutzt. Besonders dann, wenn die Kreditkarten jährlich Geld kosten, ist das eine Überlegung wert. Lohnen kann sich eine Kreditkarte, wenn ihr häufig im Ausland unterwegs seid oder viel online kauft.
Banken, wie die comdirect, bieten kostenlose VISA Debitkarten zum Gemeinschaftskonto an. Dann kann man sie einfach mit anfordern und nutzen, wenn man sie braucht. Wenn die Kreditkarte jedoch weitere Kosten verursacht, solltet ihr das abwägen.
Monatlicher Mindestgeldeingang
Achte bitte ebenfalls darauf, ob eure Bank für das Gemeinschaftskonto eine monatlichen Mindestgeldeingang fordert. Manche Banken machen das zur Bedingung.
Und erreicht ihr diesen monatlichen Mindestgeldeingang dann vielleicht mal nicht, fallen Kontoführungsgebühren an. Wenn ihr euch für so eine Bank bzw. so ein Konto entscheidet, dann seid bitte sicher, dass dieser Mindestbetrag auch monatlich auf eurem Konto eingeht, sodass ihr keine zusätzlichen Gebühren zahlen müsst.
Bargeldabhebungen
Bargeld braucht man heute immer seltener, dennoch ist es manchmal sinnvoll, es im Geldbeutel zu haben. Und weil wir ja keine zusätzlichen Kosten verursachen wollen, ist es sinnvoll, wenn eurer neues Konto eine kostenlose Bargeldabhebung an bestimmten Geldautomaten bzw. Stellen ermöglicht.
Für Paare und Familien, die gern reisen, sollte es auch möglich sein, dass Bargeld im Ausland kostenfrei abgehoben werden kann – entweder mit der Girokarte oder der Kreditkarte.
Bargeldeinzahlungen
Wie auch Bargeldabhebungen werden auch Bargeldeinzahlungen immer seltener und unwichtiger. Für manche können Bargeldeinzahlungen aber dennoch wichtig sein. Sollte das für euch wichtig sein, informiert euch vorab, bei welchen Banken Einzahlungen in welcher Häufigkeit kostenfrei sind. Manche Banken regulieren dies auf ein paar Einzahlungen pro Quartal oder Jahr.
Überweisungen und Daueraufträge
In der Regel sind beleglose Überweisungen und Daueraufträge über das Online Banking und Mobile Banking einfach zu erledigen und zudem kostenfrei. Letzteres ist eigentlich bei allen Banken der Fall. Kosten entstehen meist nur, wenn die Überweisung beleghaft erfolgen soll.
Zusätzliches Tagesgeld für Rücklagen
Nett zu haben, aber nicht super wichtig. Denn es gibt ja eindeutig viele andere gute Tagesgeldkonten. Für Familien, die einen kleinen Posten mit Rücklagen schaffen wollen, der schnell über das gemeinsame Konto als Referenzkonto verfügbar ist, ist ein “angebundenes” Tagesgeldkonto zum gemeinsamen Konto sehr praktisch. Das Geld ist meist sofort oder innerhalb weniger Stunden auf dem Gemeinschaftskonto verfügbar. Üblicherweise dauert die Überweisung von Fremdbanken auf das Referenzkonto min. 1 Werktag.
Dispositionskredit
Ich setzte mich ja immer dafür ein, dass der Dispokredit keine Option sein sollte. Er ist mit seinen Zinsen verdammt teuer und es ist oft schwierig ihn wieder loszuwerden. Besser ist es, für den Notfall einen Rücklagen-Posten zu haben. Das spart euch unheimlich viel Geld, weil Dispozinsen einfach mal enorm hoch sind (ca. 7% bis 14% p.a.!).
Außerdem schenkt ihr euch mit der Methode “Rücklagen statt Dispokredit” selbst eine enorme Gelassenheit statt schlafloser Nächte, in denen ihr grübelt wie ihr das “Dispomonster” und all die Schulden wieder los werdet. Bei der Eröffnung eines gemeinsamen Kontos könnt ihr entscheiden, ob ihr direkt einen Dispokredit einrichten lassen wollt oder nicht. Mein Tipp: lasst euch erstmal keinen Dispokredit einrichten.
Sonstiges Funktionen
Neben der kostenlosen Kontoführung locken Banken heute noch mit anderen Funktionen und Services.
Manche Banken bieten beispielsweise besonders gute Mobile Apps mit Zusatzfunktionen an, bei anderen Banken bekommst du ein Konto mit integrierter Haushaltsbuch-Funktion und wiederum andere ermöglichen euch die Zahlung via Apple Pay oder Google Pay. Oder auch alles auf einmal. Hier kommt es darauf an, was euch wichtig ist und was ihr tatsächlich nutzt. Für mich sind Funktionen wie eine richtig gute Mobile App und Apple Pay / Google Pay deutlich wichtiger als andere Services.
Häufige Fragen zu Gemeinschaftskonten
Hier beantworte ich einige häufig gestellte Fragen zu Gemeinschaftskonten. Wenn du Fragen hast, die hier noch nicht auftauchen, stelle sie mir bitte einfach unten im Kommentarbereich. Ich antworte so schnell wie möglich.
Gibt es Alternativen zum Gemeinschaftskonto?
Klar, die sind nur meist umständlicher. Eine Option ist es beispielsweise, dem jeweils anderen Partner eine Vollmacht für das eigene Konto auszustellen. Diese Vollmacht kann auch jederzeit wieder zurückgezogen werden. Problematisch ist jedoch, dass nur der Kontoinhaber weiterhin haftbar ist (bspw. bei Überziehung des Kontos). Der Bevollmächtigte haftet nicht.
Bei einem verantwortungslosen Umgang des Bevollmächtigten mit dem Konto kann das zu großen Problemen führen, weswegen ich das u.a. eher für keine gute Lösung halte.
Was passiert, wenn ein Partner gepfändet wird?
Angenommen Partner A und Partner B haben jeweils 2 Einzelkonten und ein gemeinsames Konto. Partner B erhält eine Pfändung bzw. Kontopfändung. Was passiert dann? Dann werden alle Konten, bei denen Partner B Kontoinhaber ist, gepfändet bis der Pfändungsbetrag erreicht ist.
Im Hinblick auf das gemeinsame Konto bedeutet das, dass auch dieses gepfändet werden kann und so auch das Geld von Partner A betroffen ist. Einen Teil des Geldes auf den Konten kann Partner B lediglich durch die Einrichtung eines sogenannten P-Kontos (Pfändungsschutz-Konto) schützen. Das ist jedoch nur für Einzelkonten möglich, nicht aber für Gemeinschaftskonten.
Sollte sich eine Pfändung abzeichnen, ist es empfehlenswert, die Schuldnerberatung aufzusuchen und die Haushaltskosten, die bspw. über das gemeinsame Konto laufen zeitweise anders aufzuteilen, sodass das Geld von Partner A nicht gepfändet wird.