Ehrlich. Hätte mir jemand vor einigen Jahren noch gesagt, dass ein Haushaltsbuch dafür sorgen könnte, dass ich mich wirklich gern mit meinem Geld befasse und am Ende sogar alles so gut im Griff habe, dass ich mehr sparen kann als ich mir das hätte träumen können…ich hätte demjenigen den Vogel gezeigt und müde gelächelt.
Das Haushaltsbuch war für mich etwas olles, verstaubtes. Das hat man früher mal gemacht, als Frauen noch Rechenschaft über ihre Einkäufe vom Haushaltsgeld ablegen mussten…so oder so ähnlich dachte ich darüber.
Typischer Fall von: da habe ich mich ordentlich verschätzt.
Aus Frust irgendwie nie wirklich zu wissen, wo all mein Geld hingeht, habe ich dann doch mal damit begonnen, eine simple Einnahmen- und Ausgaben-Aufstellung zu machen. Von Monat zu Monat wurde die Sache detaillierter und besser. Bis daraus ein ausgefuchstes Haushaltsbuch wurde, das mich nun im Alltag begleitet.
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Ich habe daraus eine Menge über mein Geld und mich gelernt. Und ich komme heute deutlich besser mit meinem Geld klar, kann locker sparen, investieren und mir etwas gönnen. 💪
Hier möchte ich dir zeigen, was das „olle Haushaltsbuch“ mit mir und meinem Geld gemacht hast und wie auch du davon profitieren kannst, ein Haushaltsbuch zu führen!
1. Budgets geben Orientierung im Alltag
Früher lief das mit den Einnahmen und Ausgaben bei mir in etwa so. Ich wollte mir etwas kaufen, kurzer Kontostand-Check, passt, kaufen.
Dass das manchmal auch schiefgeht, weil man so einfach nicht alle bevorstehenden Ausgaben auf dem Schirm hat, kennst du vielleicht auch selbst. Ganz zu schweigen davon, dass diese „Methode“ so gar nicht dafür sorgt, dass sich neben dem Girokonto irgendwelche Vermögensbeträge ansammeln können.
Vorweg sortierst du Ausgaben in fixe und variable Ausgaben. Fixe Kosten sind Kosten, die du nicht ohne weiteres beeinflussen bzw. verändern kannst. Also Dinge wie Miete, Stromkosten, Telefonkosten, Kita-Gebühren usw..
Variable Kosten sind hingegen direkt veränderbar. Was diesen variablen Teil deiner Ausgaben angeht, solltest du nun Budgets verteilen. Dazu kann kannst du diese Ausgaben kategorisieren. Beispielsweise in:
- Lebensmittel
- Drogerie & Gesundheit
- Auto & Öffis
- Freizeit
- Kleidung
- Essen gehen
- usw..
Du definierst also ganz allein für dich (oder deine Familie), wieviel Geld ihr in einem Bereich pro Monat ausgeben könnt bzw. wollt. Mit diesen Budgets im Kopf beginnst du nun also deinen Monat und kannst immer grob überschlagen, was „noch drin ist“ bzw. was du dir noch leisten kannst oder solltest.
Die meisten Zahlungen macht man mittlerweile ohnehin mit Karte. So kannst du über das Online Banking am Monatsende ziemlich einfach sämtliche Ausgaben in dein Haushaltsbuch eintragen und siehst so sofort, wo du dich im Budget befindest oder darüber hinaus geschossen bist, wo du vielleicht besser planen oder deine Ausgaben regulieren solltest.
Für mich war das echt heilsam und hat mich vor einigen sinnlosen Spontankäufen bewahrt.
Wie streng du das mit den Budgets siehst, ist ganz allein deine/eure Sache. Es gibt Leute, die halten sich sehr streng an ihre Budgets. Und für andere ist es eher ein Richtwert.
Mein Tipp: Beginne erstmal damit, eine Ausgaben der letzten 3 Monate zu sichten und je Monat zu kategorisieren und überlege dann erst, welche Budgets Sinn ergeben.
Sinnlos wird die Sache mit den Budgets dann, wenn sie schlichtweg unrealistisch sind. Wenn du plötzlich nur noch die Hälfte für Lebensmittel ausgeben möchtest, gerätst du schnell unter Druck – nur weil du das Ziel erreichen möchtest. Das kann dich wiederum in eine ungesunde Spirale führen. Und das wollen wir ja nicht bezwecken.
Mein Tipp: Kalkuliere ganz zu Beginn deiner Haushaltsbuch-Planung entweder einen „Sonstiges“-Posten ein, den du als Puffer nutzt oder berechne je Kategorie erstmal ca. 10-15% mehr Budget. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
2. Potenziale schwarz auf weiß
Durch die Budgetierung meiner Ausgaben schon nach zwei bis drei Monaten gesehen, dass ich in einigen Bereichen gar nicht so viel ausgebe wie ich dachte.
Beispielsweise hatte ich kaum Kosten für Transport & Auto. Ursprünglich hatte ich da mal ca. 70 Euro im Monat berechnet. Tatsächlich sind es aber durchschnittlich nur 30 Euro pro Monat. Das macht eben mal 40 Euro Differenz, die ich direkt zu Monatsbeginn zur Seite legen kann. Wohooo.
Solche Potenziale entdeckst du nicht im Schlaf. Du musst tatsächlich mal ein Haushaltsbuch über einige Monate führen, um solche Möglichkeiten zu entdecken.
Auf der anderen Seite habe ich bemerkt, dass es wirklich sinnlos ist, noch ein Girokonto mit Kontoführungsgebühren zu führen. Monatlich macht das vielleicht „nur“ 7,90 Euro. Wenn ich mir aber anschaue, was da jährlich für eine Summe zusammen kommt…puh.
Da entschied ich kurzerhand, das Girokonto zu wechseln und den gesparten Betrag in einen ETF zu schieben. Check. Wieder was gespart und für die Zukunft investiert. 💪
3. Fails schwarz auf weiß
Möglicherweise wirst du in manchen Monaten aber auch denken: What? Warum habe ich für den Bereich XY sooo unglaublich viel Geld ausgegeben? Was ist da passiert?
Ich kann dich beruhigen, das geht mir manchmal auch so.
Auch aus diesem Grund ist es hilfreich, sich zu notieren wofür man das Geld konkret ausgibt. Oft weiß man nach einigen Monaten einfach nicht mehr, warum man im Mai einen so hohen Posten in einem Bereich hatte. Das Haushaltsbuch hilft dir hierbei schnell auf die Sprünge.
Ich habe für mich dadurch auch erkannt, dass es durchaus auch Ausgaben gibt, die mir nach einigen Monaten völlig sinnlos erschienen. (Sorry, Tageslichtlampe, Akupressurmatte, Fenstersauger & Co., aber ich brauche euch doch nicht so sehr).
Deshalb bin ich heute in der Lage, vorab anders darüber nachzudenken, ob mich eine Anschaffung tatsächlich langfristig glücklich macht oder mir einen langfristigen Mehrwert bietet. Und immer häufiger ist die Antwort: Nein.
Nicht weil ich knauserig und geizig geworden bin, weil mich das Haushaltsbuch immer wieder darauf aufmerksam macht, wie schnell das „Glück durch Dinge“ vergeht und wie wenig Bedeutung jene Dinge schon nach kurzer Zeit haben.
4. Freude am Sparen
Du kennst sicher den Spruch „Kleinvieh macht auch Mist“. Der trifft den Nagel auf den Kopf. Ich hatte eine Menge dieser „kleinen unauffälligen Beträge“, die monatlich von meinem Konto abgingen.
„Ach, passt schon“, dachte ich oft…sind ja nur 7,99€ oder 4,99€ oder 3,99€. In Summe übers Jahr gesehen kamen damit aber stolze Beträge zusammen.
Ob das nun die benannten Bankgebühren, Abos für nur ab und an genutzte Streaming-Dienste, kaum gelesene Zeitschriften-Abos, irgendwelche Apps oder anderer Murks sind. Alles kam früher oder später auf den Prüfstand und erst mit dem Haushaltsbuch fragte ich mich bei den meisten dieser Ausgaben, ob ich die denn wirklich (monatlich) brauche oder ich mich nicht auf 1 bis 2 Streaming-Dienste und 1 bis 2 Zeitschriften beschränken könne. Klar konnte ich. Und klar, es machte es auch Sinn. Es bleibt eh kaum Zeit all das zu konsumieren, zu lesen oder anzusehen.
Solltest du noch kein Haushaltsbuch führen, kommt dir das vielleicht unheimlich knauserig vor. Aber ich verspreche dir: bist du da erstmal drin, werden dir all diese Überlegungen von selbst kommen ;-).
5. Sicherheit, etwas „für später“ zu tun
Gefühlte Ewigkeiten schob ich auch das Thema Altersvorsorge vor mir her. Auch da kam mit dem Haushaltsbuch Bewegung in die Sache. Und zwar ordentlich. Indem ich vor Augen hatte, was ich so einnahm und ausgab, sah ich auch, was ich alles zur Seite legen konnte. Und vor allem ärgerte mich, was ich hätte schon längst zur Seite legen können, es aber nicht tat, weil ich zu bequem war und es einfacher war, irgendwas Neues zu kaufen.
Heute ist das anders. Ich habe mit dem Haushaltsbuch gesehen, was alles machbar ist. Ich habe meine finanziellen Ziele definiert und freue mich diebisch über jeden Euro, den ich diesen Zielen näher komme.
Dadurch hat sich mein Ausgabeverhalten wie von Zauberhand geändert. Statt einfach darauf loszukaufen, wäge ich heute gründlicher ab, ob die neue Anschaffung nun tatsächlich sinnvoll und notwendig oder einfach nur „Spielerei“ ist, die in 6 Monaten in der Ecke verstaubt.
Hinzu kommt, dass ich über das Haushaltsbuch hinaus einen Plan mit finanziellen Zielen habe, den ich verfolge. Das Haushaltsbuch ist im Alltag mein Werkzeug, um den Zielen jeden Monat näher zu kommen.
Danke für diesen tollen Blog. War sehr interessant zu lesen.