Finanzielle Ziele – warum du sie brauchst und wie sie dir ein Leben lang helfen

Setzt du dir Ziele, verändert das nach wissenschaftlichen Erkenntnissen buchstäblich die Struktur deines Gehirns. Du nimmst deine Umwelt anders wahr, verhältst dich anders. Und vor allem: Du programmierst dich darauf, deine Ziele zu erreichen. Genauso klappt das auch mit finanziellen Zielen. Du willst wissen, wie das funktioniert? Dann zeige ich dir hier, warum du unbedingt finanzielle Ziele brauchst und wie sie dir ein Leben lang helfen. 

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Finanzielle Ziele & Neurowissenschaft – warum du Ziele brauchst

Wir machen einen kurzen Ausflug in die aktuelle Verhaltens- und kognitive Neurowissenschaft. Denn nach ihren Erkenntnissen bewirken Zielsetzungen unheimlich viel in unseren Gehirnen. Wie sieht dieser Gehirn-Prozess aus?

Ich erspare dir an dieser Stelle mal die Textauszüge aus den wissenschaftlichen Arbeiten.
Lass es uns kurz machen: Hier geht es um einen dreistufigen Prozess und der sieht wie folgt aus. 

  1. Der Teil des Gehirns, der Emotionen erzeugt (das ist die Amygdala), bewertet, inwieweit ein Ziel für dich wichtig ist.
  2. Der Teil deines Gehirns, der für die Problemlösung zuständig ist (das ist der Frontallappen), legt fest, was das Ziel im Einzelnen bedeutet.
  3. Amygdala und Frontallappen arbeiten zusammen und das ermöglicht dir, dich auf Situationen und Verhaltensweisen zu konzentrieren, die zum Erreichen deines Ziels führen, während gleichzeitig andere Situationen und Verhaltensweisen ignoriert und vermieden werden, die nicht zum Ziel führen. 

Dieser Prozess hört sich so relativ einfach an – fast schon wie einem Computerprogramm. Aber was tatsächlich passiert, ist natürlich viel komplexer. Da dein Gehirn über eine sogenannte Neuroplastizität verfügt, sich also verändern kann, verändert auch eine Zielsetzung buchstäblich die Struktur deines Gehirns. So, dass das Gehirn schließlich für das Erreichen dieses Ziels optimiert wird.

Erstmals hat man diese Phänomen in einer Studie an Multiple-Sklerose-Patienten an der Universität von Texas entdeckt. Vielleicht weißt du ja, MS ist eine äußerst ernste degenerative Erkrankung des Gehirns, die mit lähmenden Symptomen wie Taubheit, Sprachstörungen, Verlust der Muskelkoordination und starker Müdigkeit einhergeht.

Man hat dann zwei Gruppen mit MS-Patienten untersucht. Die eine Gruppe setzte sich gesundheitliche Ziele, die andere nicht. Und Die Forscher fanden heraus, dass MS-Patienten, die sich ehrgeizige Ziele gesetzt hatten, insgesamt weniger und weniger schwere Symptome aufwiesen als die Kontrollgruppe. Das Setzen von Zielen trug also tatsächlich zur Heilung ihres Gehirns bei.

Außerdem fand man heraus, welche Art von Zielen die stärksten Veränderungen hervorbrachten – im Gehirn und im Ergebnis. Und das sind Ziele, die extrem stark emotional verknüpft sind. Wenn eine Person extrem motiviert ist, erfolgreich zu sein.

Heißt für uns somit: Sind unsere Ziele emotional verankert, nimmt unser Gehirn Hindernisse auf dem Weg zum Ziel als weniger schwierig oder bedeutsamer wahr. 

Ähnlich ist es auch mit sehr ehrgeizigen Zielen. Da fand man heraus, dass solche Ziele unser Gehirn gründlicher strukturieren als sehr leicht zu erreichende Ziele. Sie wirken sich direkt auf unsere Leistung aus, indem sie unsere Aufmerksamkeit lenken, unsere Anstrengungen mobilisieren und natürlich unsere Ausdauer erhöhen und uns zur Strategieentwicklung motivieren.

In Summe heißt das: Herausfordernde Ziele, die eine starke emotionale Resonanz haben, verändern unsere Gehirnstruktur und damit unser Handeln schneller und effektiver. 

Okay. Unser Neurowissenschafts-Ausflug ist an dieser Stelle erst einmal beendet. 

Wünsche vs Ziele

Dennoch kann es im ersten Moment schwierig sein, finanzielle Ziele zu entwickeln, zu priorisieren und zu planen. Aber dazu bist du ja gerade hier. Dazu erst einmal die Frage: Wünschst du dir noch oder Zielst du schon?

Wünsche und Ziele sind nämlich längst nicht ein und das selbe. 

Wünsche sind eher vage Ideen oder Vorstellungen, die wir so mit uns tragen. „Ich will mal auf Weltreise gehen“ ist ein Wunsch. Aber was macht das mit dir? Eher nicht viel, oder?

Wünsche lassen uns in der Regel eher in einer passiven Haltung zurück. Das ist natürlich nichts schlechtes, weil uns Wünsche eine Orientierung geben, was genau in unserem Leben gerade für uns wichtig ist. Aber sie führen, so formuliert, zu keiner eigenverantwortlichen Konsequenz, wir kommen also nicht ins Handeln. 

Und das unterscheidet – du kannst es dir denken – Wünsche von Zielen. Denn Ziele sind Wünsche, die wir sehr genau konkretisiert haben. Dadurch nehmen wir fast schon automatisch eine aktive Haltung ein und können auf dieser Basis einen konkreten Plan entwickeln und daraus ergibt sich eigenverantwortliches Handeln. Denk hier wieder an die Amygdala und den Frontallappen – die beiden laufen gerade auf Hochtouren. Und wir wissen durch so ein Ziel dann auch ziemlich genau, was, wann wie zu tun ist. 

So findest du deine finanziellen Ziele

So. Und was genau kann das nun für dein Geld bedeuten? 

Ich denke, wir sind da auf einer Linie, wenn ich sage: Ohne finanzielle Ziele laufen deine Finanzen halt irgendwie. Wie genau, kann keiner so richtig sagen, irgendwas kommt rein, irgendwas geht raus. Heißt, Ziele geben uns eine klare Richtung. Und bestenfalls ist das die Richtung, in die wir auch wirklich gehen wollen. 

Wie findest du deine finanziellen Ziele? Ich teile hier gern in 2 Bereiche: Soll-Ziele und Kann-Ziele.

Soll-Ziele, das sind alle finanziellen Ziele, die du anstreben solltest, um dich finanziell wohlfühlen. Finanzielle Sicherheit und deine Altersvorsorge zählen hier ganz klar rein.

Kann-Ziele sind hingegen Ziele, die du erreichen kannst, wenn sie eine Bedeutung für dich haben. Finanzielle Unabhängigkeit beispielsweise – kann man anstreben, ist aber Geschmackssache. Denn in der Regel muss man bei einem durchschnittlichen Einkommen dafür auch noch ganz andere Register ziehen – seine Anstrengungen erhöhen. 

Andere wollen unbedingt mal um die Welt reisen, ein Haus bauen oder die Weltgröße Flötensammlung besitzen. Auch das sind Kann-Ziele. Wichtig ist lediglich dein emotionales Commitment. Ich persönlich könnte mit einer Flöten-Sammlung, auch wenn sie vielleicht irre viel wert wäre, nicht so viel anfangen. Aber es soll ja Menschen geben, die dafür sprichwörtlich ihr letztes Hemd geben würden. 

Also, geh einfach im ersten Schritt mal auf die Suche nach deinen Wünschen und schau mal, welche Wünsche bei dir wirklich starke Emotionen auslösen. Wenn du die gefunden hast, dann ist es Zeit, daraus ein finanzielles Ziel zu entwickeln.

(Kleiner Hinweise an der Stelle: nicht jeder Wunsch ist direkt auch ein finanzielles Ziel. Aber vom Grundsatz her, kannst du an die Sache genauso rangehen.)

Finanzielle Ziele entwickeln mit der SMART-Methode

Genau dabei hilft uns die SMART-Methode. Vielleicht hast du das ja schon mal gehört. SMART ist eine Abkürzung und steht für verschiedene Kriterien, die ein Ziel erfüllen sollte.

Das S bedeutet: Spezifisch. Heißt, vage Formulierungen reichen hier nicht aus – wir brauchen präzise Formulierungen und Ansagen, sodass auch kein Zweifel mehr besteht, was du eigentlich erreichen möchtest.

M steht für messbar. Um festzustellen, ob und wie du dein Ziel erreichst, sollte dein Ziel messbar sein. Im finanziellen Bereich, klar, sind das dann meist Euro-Werte.

Außerdem sollte dein Ziel A wie attraktiv sein. Denn Ziele erreichst du natürlich nicht nur, indem du dir Durchhalteparolen vor dem Spiegel aufsagst, sondern nur, wenn du wirklich dahinter stehst, emotional commitet bist und du echt Lust hast, das ziel umzusetzen.

Man könnte also auch sagen – A wie Amygdala. Du weißt noch, das ist der Ort deiner Emotionen.

R in Smart steht für realistisch. Sind wir ehrlich, Ziele sollten und dürfen sehr gerne herausfordernd sein. Aber sie sollten nicht gänzlich unrealistisch oder utopisch sein. Das killt jeden Ansporn im Keim, weil du dir das vermutlich selbst nicht abkaufst.

Und dann wären wir auch schon bei T wie terminiert. Ebenfalls super wichtig. Jedes Ziel braucht einen zeitlichen Rahmen, eine Deadline bis wann was erledigt werden soll. Und das ist nicht nur ein wichtiger Kontrollpunkt für deinen Erfolg, sondern spornt dich auch an. Vielleicht kennst du das ja, wenn Deadlines immer näher rücken. Umso mehr strengt man sich auch an, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.  

Einen Wunsch in ein SMARTes finanzielles Ziel Verwandeln

Gehen wir nochmal zurück zu unserem Weltreise-Wunsch. Wie könnte da eine Zielformulierung nach der SMART-Methode aussehen?

Spezifisch kann ich diesen Wunsch so umformulieren, indem ich bspw. den großen ganzen Wunsch in Etappen einteile. Und das könnte bei einer Weltreise in etwa so lauten:

„Ich möchte eine Weltreise machen, die durch Kanada, Australien und Thailand führt.“

Jetzt wollen wir unser Ziel messbar machen. Und dazu kann ich mir grobe Kosten für so eine Reise beispielsweise online heraussuchen. Und dann könnte der messbare Teil des Ziels lauten:

„Dafür benötige ich grob geschätzt 15.000 Euro.“

Attraktiv wird dieses Ziel durch meine Emotionen und an dieser Stelle kannst du dir genau das nochmal verbildlichen, indem du sagt:

„Ich möchte meinen Traum verwirklichen und 6 Monate entspannt durch 3 Länder dieser Welt reisen.“

Und nun überspringen wir kurz den Punkt R wie realistisch und gehen direkt zu t wie terminiert. Und da könnte nun stehen:

„Ich möchte meine Reise im Jahr 2030 eintreten“.

Denn dadurch ergibst sich das R wie realistisch und wir könnten hier errechnen:

„Dafür werde ich bis 2030 monatlich 156 Euro zurücklegen.“

Und so erfährst du auch ziemlich schnell, ob r wie realisistsch tatsächlich für dich machbar ist. Passt das nicht, könntest du den Antritt deiner Reise vielleicht etwas nach hinten legen, was dazu führt, dass du zwar länger sparen musst, aber dafür monatlich weniger zurücklegen müsstest.

Packen wir das alles nun also in ein zwei Sätze könnte das Ziel wie folgt lauten:

„Ich möchte 2030 meinen lang gehegten Traum verwirklichen und 6 Monate lang entspannt um die Welt reisen und dabei Kanada, Australien und Thailand bereisen. Dafür benötige ich 15.000 Euro, wofür ich von nun an 156 Euro jeden Monat auf ein Sparkonto zurücklege“. 

Ich würde sagen, das ist ein kristallklares Ziel. Es ist absolut eindeutig, was, wann und wie dafür aus finanzieller Sicht getan werden muss. 

Diese Methode kannst du für all deine Ziele anwenden. Ob das nun deine Finanzielle Sicherheit, deine Altersvorsorge, dein Traumhaus, deine Weltreise, dein Schuldenabbau, deine finanzielle Unabhängigkeit, deine Flötensammlung – was auch immer – ist.

Du kannst dich mit dieser simplen Methode super einfach kristallklar positionieren, deinen Alltag und deine Finanzen priorisieren und weißt damit zu jedem Zeitpunkt was zu tun ist.

Und der große Spaß an der Sache ist, je früher du dir über gewisse finanzielle Ziele in deinem Leben klar bist, umso einfacher ist es auch, sie zu erreichen.

Du hast Fragen, Tipps oder andere Ideen? Immer her damit!